Freitag, 24. Februar 2017

Was uns zufrieden macht


Zufriedenheit fühlt sich gut an, aber sie ist kein Gefühl. Sie ist eine innere Haltung. Wenn wir uns selbst betrachten und unser Leben, auch mit all dem Unerfüllten, was da ist, und sagen können: Es ist gut so!, sind wir zufrieden. Zufriedenheit ist nicht das Gleiche wie Glücklich sein. Der zufriedene Blick auf unser Leben, hängt nur zu einem geringen Teil davon ab, wie wir uns gerade fühlen. Wir können traurig sein, oder wütend, oder uns einsam fühlen und dennoch zufrieden sein mit dem, was wir haben, weil wir begreifen, dass Trauer und Leid, Ärger und Verzweiflung eben auch ihren Platz im Leben haben und das akzeptieren, anstatt zu jammern und uns vom Leben ungerecht behandelt zu fühlen.

Wir können die leidige Frage, die ich immer wieder höre, wenn Menschen Ungutes erleben müssen: Warum ich?, lassen und die Gegenfrage stellen: Warum nicht ich?
Wir haben mit dem Eintritt in dieses Leben nicht nur das Glück gebucht, sondern das ganze Paket, all inclusive. Viele Menschen scheinen das aber zu glauben und sind zutiefst frustriert, dass sie nicht genug vom Glück abbekommen, das ihnen ihrer Meinung nach zusteht. Glück lässt sich wenig beeinflussen, es fällt uns meist zu, Zufriedenheit schon. Zufriedenheit hat viel mit Bewusstsein zu tun. Unzufriedenheit entsteht aus der Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Zufriedenheit schlägt die Brücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit.
Was erwarte ich von meinem Leben?
Was waren meine Träume, als ich jung war und welche dieser Träume habe ich verwirklicht?
Wie viel von dem, was ich verwirklichen oder in die Welt geben wollte, ist mir gelungen?
Bin ich der, der ich sein wollte und sein will?
Fühle ich mich gut mit mir selbst?
Akzeptiere ich mich so wie ich bin, auch mit meinen kleinen oder größeren Neurosen?
Bin ich mit dem Gesamtbild meines Lebens, wenn ich es über den Lauf der Zeit betrachte, einverstanden?
Oder ist es so, dass ich das, was mir wertvoll und wichtig war niemals erreicht habe und darunter leide?
Wie zufrieden wir sind zeigt uns das Ergebnis dieser Bestandsaufnahme.
Je mehr wir von dem, was uns wichtig ist, verwirklichen konnten und noch verwirklichen, desto zufriedener sind wir. Unzufriedenheit entsteht bei den meisten Menschen, wenn sie die letzte Frage mit einem Nein beantworten müssen.

Ein zufriedener Mensch ist ein einverstandener Mensch - einverstanden mit sich selbst. Mit sich selbst zufrieden zu sein ist die Basis dafür um auch mit dem Leben zufrieden zu sein. Darum ist es so wichtig wie wir uns selbst sehen, wie unser Selbstbild beschaffen ist. 

Sind wir mit diesem Bild zum größten Teil einverstanden und wünschen uns nicht etwas zu sein, was wir nicht sind, kommen wir mit uns selbst gut aus. Wir mögen uns die meiste Zeit. Wir erkennen unsere Eigenschaften und Fähigkeiten an und machen das Beste daraus. Wir beneiden andere nicht darum was sie besser können oder dafür was sie mehr haben oder mehr im Leben erreicht haben. Wir erkennen unsere Grenzen an und überfordern uns nicht mit unrealistischen Wünschen an die Wirklichkeit. Und wir geben, was wir zu geben haben, uns selbst und anderen.

Unzufriedene Menschen wünschen sich weg von dem was ist, sie wünschen sich in ein anderes Leben von dem sie oft nicht einmal wissen, was sie dort suchen.
Sie sind weder mental noch mit dem Herzen in dem Leben zuhause in dem sie sich aufgrund eigener Entscheidungen befinden. Sie denken ständig sie hätten mehr verdient, mehr erreichen können, mehr Erfolg, mehr Geld, mehr Ansehen, mehr Macht haben können. Sie bereuen viel und bejammern sich selbst viel und sie sind blind für das, was sie haben. Ihr Leben ist ein breiiger Sumpf chronischen Mangels.

Ein zufriedener Mensch ist in der Lage zu sehen was er hat und es wertzuschätzen und er ist, wenn es nötig ist, in der Lage seine Ansprüche zurückzuschrauben. Wenn er meint es fehlt ihm etwas Wesentliches, arbeitet er an dem was ihm fehlt, egal ob im eigenen Inneren oder im Außen, ohne Kampf, sondern mit Neugier und Zuversicht.
In der Psychologie spricht man vom offensiven und vom defensiven Weg zur Zufriedenheit: Beim offensiven Weg bemühen wir uns zu bekommen was wir erreichen wollen um mehr Zufriedenheit zu gelangen. Beim defensiven Weg werden wir zufriedener dadurch, dass wir unsere Ansprüche an uns selbst und das Leben zurückschrauben.
Für welchen dieser beiden Wege wir uns auch entscheiden, wir können selbst viel dazu beitragen zufriedener zu leben. Schaffen wir das, stellt sich Gelassenheit ein und eine tiefe Dankbarkeit. Die zu spüren, macht bisweilen sogar glücklich.

1 Kommentar:

  1. Finde ich wieder mal sehr inspirierend und für mich (zu-)treffend.
    Ich mache mir oft zuweil Druck, will viles können, Sachen nachholen und umfassender bescheid wissen.
    Darf ich diesen Artikel verlinken (auf kopfundgestalt.com, meinem Blog)?
    Gerhard

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