Montag, 23. Januar 2017

Hochmut, der Ritter von der traurigen Gestalt



Foto: Aw

"Hochmut ist, wenn ein Mensch sich eine Vollkommenheit beimißt, die bei ihm nicht zu finden ist." Dies ist ein Satz des Philosophen Spinoza.
Er fasst knapp und prägnant zusammen worum es beim Hochmut geht.
Der Hochmut, Superbia - eine der sieben Todsünden. Etwas von dem wir alle, wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, nicht frei sind. Aber es gibt diesen dummen Hochmut, der sich besonders bei unreflektierten Menschen findet. Manchmal begegnet er mir in der Praxis. Da sitzt dann ein Mensch vor mir, der immer wieder in die gleiche Falle tappt und der festen Überzeugung ist, alle anderen sind Idioten und er allein wisse genau wie es geht, vor allem wie es besser geht. 

So ein Mensch maßt sich an die Anderen beurteilen zu können und in Folge zu verurteilen. Fatal wird das dann wenn der Hochmütige in einer Machtposition ist. Mächtige Hochmütige bewerten Menschen allein nach ihrer Leistung, wie gut sie funktionieren, was sie bringen und was sie nützen. Die mitfühlende Fähigkeit anderen Menschen Fehler und Schwächen zuzugestehen ist ihnen völlig fremd. Der Hochmütige sieht sich selbst als das Maß der Vollkommenheit und wundert sich, wenn andere das so gar nicht erkennen können.
Hochmut ist selbstsüchtig. Er ist ignorant und kalt und sitzt auf den hohen Ross der Unmenschlichkeit und der dummen Besserwisserei.
Eine Weile reitet so ein Mensch schnell und erfolgreich im Sinne des Systems, durch sein Leben. Er hat einige zerstörte Existenzen am Wegesrand zurückgelassen und macht sich rein gar nichts draus, dass er von so manchem Pfeil aus den ihm unterlegenen Mob, denn dafür hält er den Rest der Menschen, touchiert wurde. Touchieren tut ja nicht weh, vielmehr ist es in seinem selbstbezogenen Gedankengebäude der Preis für seinen Erfolg, den die Anderen ihm neiden. Ein Erfolg, der allein darin besteht es sich selbst gut gehen zu lassen. Der Hochmütige ist kein Teamplayer. Enge menschliche Beziehungen interessieren ihn nur wenn sie ihm nützlich sind. Wer ihm nicht nützt hat keinen Wert und wird dementsprechend entwertet und am Besten gleich entfernt.
Entwertung und Hochmut gehen immer eine unheilige Allianz ein.
Apropos Entwertung –  der Hochmütige hat genau damit ein Thema.
Meist sind diese Menschen tief drinnen davon überzeugt, dass sie nichts wert sind, wenn sie nichts leisten, wenn sie es nicht besser können als andere, wenn sie nicht siegen und nicht der Beste sind. 
Diese innere Übereugung führt dazu, dass alles was in den Augen des Hochmütigen nicht wertvoll ist platt gemacht werden muss. So platt wie er sich selbst, würde er einen Moment ehrlich in sein kaltes Herz blicken, fühlt. Leider jedoch fehlt ihm die Fähigkeit zur Selbstreflexion und zum Selbstmitgefühl.
Der als unerträglich empfundene innere Feind der Wertlosigkeit wird auf Andere übertragen und stellvertretend in anderen vernichtet. Ein Teufelskreis, der am Ende dazu führt, dass der Hochmütige wie der Ritter von der traurigen Gestalt gegen Windmühlen kämpft, gegen die er natürlich niemals als Sieger hervor gehen kann. Er kämpft, will siegen und muss vernichten, was nicht in sein Weltbild passt und ihm beim Siegen vermeintlich im Wege steht. Er macht das solange bis man ihn zu Fall bringt, weil man ihn erkennt oder bis die eigene Kraft zur Neige geht. Nicht selten landen Hochmütige im Burn- Out. Sie zerfressen sich selbst. 

Es ist wahrlich eine Herausforderung einem solchen Menschen mit Mitgefühl zu begegnen. Bedenkt man aber, dass sein Handeln eine Folge dessen ist, was in ihm nach Anerkennung und Wertschätzung schreit, gilt es den eigenen Hochmut zurückzunehem, denn wer weiß, ob man es selbst mit den Gefühlen der eigenen inneren Entwertung, so viel besser könnte.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen